Aus den Quellen kann man entnehmen, daß Ludwig im Alter zwischen 60 und 65 Jahre gestorben sein muss. Sein Todesjahr war 1575, daraus läßt sich schließen, daß sein Geburtsjahr nur 1514 oder 1516 sein kann, beides Jahre, in denen von einer Geburt im Hause des Anton Hillesheim berichtet wird. Johannes Schwab hält in seinem Buch das erste Datum als das wahrscheinlichere.
Ludwig Hillesheims Ausbildung ist ebenfalls nicht genau überliefert. Aufgrund seiner später verfaßten Schriften kann auf eine theologische Ausbildung geschlossen werden. Da Ludwig jedoch nicht dem geistigen Stand beigetreten ist, mag auch eine juristische Ausbildung in Frage kommen. Aufgrund seiner Herkunft und dem Stand seines Elternhauses, kann jedoch davon ausgegangen werden, daß er eine solide akademische Ausbildung hinter sich brachte. Briefe eines Freundes der Familie des Anton Hillesheim bestätigen diese Annahme: es wird von einer gründlichen und allseits wissenschaftlichen Ausbildung gesprochen (Jacob Omphal).
Bei aller Ungewissheit über die Jugend des Ludwigs läßt sich durch Quellen belegen, daß er im Jahre 1549 am 8. Januar in das Amt eines Schöffen der Stadt Andernach eingeführt wurde. Da die Ratsprotokolle von 1524 bis 1551 verloren gegangen sind, ist es nicht möglich alle Ämter, die Ludwig in seinen 33 Jahren öffentlicher Tätigkeit hatte, anzugeben. Die folgende Liste wurde von Schwab in seinem Buch angegeben und soll dem Leser verdeutlichen, welche Persönlichkeit von Format Ludwig Hillesheim in seiner Zeit war.
1543 | Baumeister von den Bürgern |
1544 | Schützenmeister |
1545 | ??? |
1546 | Kirchenmeister |
1547 | ??? |
1548 | Kirchenmeister |
1549 | ??? |
1550 | Bürgermeister von den Schöffen |
1551 | Rat von den Schöffen |
1552 | Schützenmeister |
1553 | Schützenmeister |
1554 | ??? |
1555 | Schützenmeister |
1556 | Bürgermeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zur sechsschlüssigen Kiste, Schlüsselverwahrer zur dreischlüssigen Kiste |
1557 | Baumeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zur sechsschlüssigen Kiste, Schlüsselverwahrer zur dreischlüssigen Kiste |
1558 | Rat von den Schöffen, Schützenmeister |
1559 | Kirchenmeister |
1560 | Rat von den Schöffen, Kirchenmeister |
1561 | Bürgermeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zur sechsschlüssigen Kiste, Schlüsselverwahrer zur dreischlüssigen Kiste |
1562 | Rat von den Schöffen, Baumeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zur sechsschlüssigen Kiste, Schlüsselverwahrer zur dreischlüssigen Kiste |
1563 | Rat von den Schöffen |
1564 | Bürgermeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zur sechsschlüssigen Kiste, Schlüsselverwahrer zur dreischlüssigen Kiste |
1565 | Baumeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer 'zum Nauwen Gewölb vnnd zue den Kisten' |
1566 | Rat von den Schöffen |
1567 | Schützenmeister |
1568 | Schützenmeister |
1569 | Bürgermeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zum Gewölb und zu den Kisten, Schützenmeister |
1570 | Rat von den Schöffen, Baumeister von den Schöffen, Schützenmeister |
1571 | Rat von den Schöffen, Schützenmeister |
1572 | Kranenmeister und Schützenmeister |
1573 | Bürgermeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zum Gewölb und zu den Kisten |
1574 | Baumeister von den Schöffen, Schlüsselverwahrer zum Gewölb und zu den Kisten |
1575 | Rat von den Schöffen, Schützenmeister |
Die Kontinuität seines öffentlichen Wirkens läßt sich auch ableiten aus den Ratsprotokollen: Ludwig Hillesheim war bei allen Ratszusammenkünften anwesend, nur Dienstreisen hinderten ihn wohl an der Teilnahme der Sitzungen. Diese Tatsache kann man einmal mit einem gewissen Fleiß und Pflichtbewußtsein erklären. Aber wohl auch das Sachwissen und die Kompetenz in juristischen Fragen mögen zu seiner Laufbahn und seinem Wirken im öffentlichen Leben beigetragen haben.
Ludwig Hillesheim blieb trotz seiner Zeit der Reformation überzeugter Katholik, wie viele Familien aus der gehobenen Schicht. Die Glaubensspaltung bedauerte Ludwig, wie man aus seinen Schriften klar entnehmen kann. In einem seiner Werke "De vita sancte instituenda" gibt er Anleitungen, wie man sich vor Gott und den Menschen zu verhalten habe. Die untenstehende Liste zeigt alle schriftstellerischen Werke Ludwig Hillesheims, welche in Druck gegangen sind:
I. | De vita sancte instituenda |
II. | Sacrarum antiquitatium monumenta |
III. | Meditationes rerum divinarum in psalmos quindecim |
IV. | Oratio gratulatoria cum ennarratione psalmi LXIIII |
V. | Meditationes in duos psalmos Davidis LXV |
VI. | De consolatione iustorum libri tres |
VII. | Elegia de morte hominis iusti consolatoria |
VIII. | Sententiae Sixti |
Der interessierte Leser findet im Buch des Johannes Schwab Anmerkungen zu all diesen Werken mit theologischem und humanistischem Inhalt. Heute befinden sich in der Staatsbibliothek in München noch gut erhaltene Exemplare der Bücher Hillesheims.
Ludwig Hillesheim heiratete etwa Anfang der vierziger Jahre eine Frau mit Vornamen Gertraud. Der Familienname seiner Ehefrau ist nicht bekannt. Aus der Ehe gehen 6 Kinder hervor, drei Söhne und drei Töchter. Die genauen Geburtsdaten der Kinder sind ebenfalls unbekannt. Die Namen sind jedoch bekannt: Anton, Ludwig und Peter für die Söhne, sowie Katharina, Margaretha und Anna für die Töchter. Ludwig Hillesheim und seine Familie lebten in finanziell gehobenen Verhältnissen. Ludwig ging keinem direkten Gewerbe nach, wohl aber betrieb er Landwirtschaft, aus der er auch Einnahmen verbuchen konnte. Für seine Schöffentätigkeiten und sein Amt als Bürgermeister erhielt er die sogenannten Emolumente, heute würde man diese Zahlungen vielleicht als Aufwandsentschädigungen titulieren. Diese Gelder zusammen mit den Einnahmen seines Grundbesitzes reichten für eine solide finanzielle Versorgung.
Seine geistige und körperliche Rüstigkeit hat Ludwig Hillesheim bis zu seinem Tode am 17. Oktober 1575 besessen. Noch wenige Tage zuvor, am 6. Oktober 1575, hat Ludwig an einer Ratssitzung teilgenommen. Der Tod kam also plötzlich oder zumindest nach recht kurzer Krankheit. Es gibt Hinweise in den Quellen, die besagen, daß Ludwig Hillesheim in Köln beerdigt worden sei. Dies ließe sich durch ein Reise als Ratsgesandter nach Köln, während der er vom Tode überrascht wurde, erklären. Aus den noch vorhandenen Andernacher Ratsprotokollen kann nichts genaues über den Ort der Bestattung entnommen werden. Somit läßt sich nicht ausschließen, daß Ludwig Hillesheim, als einer der bedeutendsten Bürger der Stadt Andernach, seine letzte Ruhe außerhalb seiner Heimatstadt gefunden hat.